Unerhört - eine Entdeckungsreise durch die Welt der Gehörlosigkeit und Gebärdensprache
Rezension einer gehörlosen Leserin
Im Buch "Unerhört" wurde der Alltag von den Gehörlosen beschrieben, wie eine Sozialarbeiterin und Dolmetscherin ihn in ihrem täglichen Berufsalltag erlebt.
Auch wir Gehörlose machen Fehler, und erwarten dann von den hörenden Leuten, z.B. SozialarbeiterInnen oder Familienangehörigen, dass sie wieder alles "gut" machen sollen. Zum Beispiel, dass ein Mann wütend in das Büro gerannt gekommen ist, weil die Stromrechnung noch an ihn weitergeschickt werde, obwohl er schon ausgezogen ist. Aber ER hat selber vergessen, den Vertrag beim Stromversorger zu kündigen. Da ist wieder mal ein Hörender ganz schuld!
Durch die schlechte Schulausbildung oder durch die Bevormundung von den Hörenden werden die Gehörlosen oft schlecht ausgebildet und besitzen weniger Selbstbewusstsein. Auch die schriftliche Kommunikation ist schlecht und unverständlich. Auf Grund schlechter Schulausbildung und weniger möglicher Berufsauswahl müssen wir auf "einfach" und veraltete Berufe ausweichen, denn wir haben auch kaum Chance auf andere Berufe, weil wir kaum Fremdsprache (Englisch) in der Schule erlernen können. Die Statistik von den verschiedenen Berufen zeigt erschreckend, wie viel einfach Berufe wir ausüben müssen. So wollen wir im Computerzeitalter leben!?
Und so sind wir immer abhängig von Dolmetschern! Oft übersetzen auch unsere Kinder für uns, weil DolmetscherInnen nicht für Notfälle ausgerüstet sind und nicht flexibel genug. Leider ist die Polizei oder andere Behörden mit der kostenlosen Übersetzung zufrieden. Aus meiner Sicht ist das nicht in Ordnung, denn für Kinder stellt es immer ein Interessenskonflikt dar. Außerdem verstehen sie mitunter die Inhalte nicht und trauen sich aber nicht, nein zu sagen, weil sie ihren Eltern gegenüber loyal sind.
Im Buch "Unerhört" finden sich viele Fallbeispiele, die zeigen wie eng Sprache, Identität und Selbstbewusstsein miteinander verbunden sind. Aber auch wir sind selbstsicherer geworden, einige drücken Ihre Erfahrungen auch durch Bilder aus und arbeiten als freiberufliche Künstler. Auch diese Leute finden Platz in diesem Buch.
Es gibt ein sehr wahres Sprichwort: "Nicht-Sehen trennt von Dingen, Nicht-Hören von Menschen". Lesen Sie das Buch und sie werden diesem Sprichwort recht geben!
Weitere Informationen zum Buch
Allgemeine Informationen zum Gebärdensprache-Sachbuch von Valerie Clarke finden Sie unter "Unerhört". Wenn Sie Fragen zum Sachbuch haben oder ein Exemplar bestellen möchten, schreiben Sie uns bitte an oder rufen Sie +43 1 966 02 61. Wir freuen uns darauf, von Ihnen zu hören!